Sprachförderung (Kinder)
Sprache fördern: Kinder, welche an der der Sprachförderung des Landes NRW teilnehmen, werden von unseren Logopädinnen/Dipl.-Sprachheilpädagoginnen – zusätzlich zur allgemeinen Förderung durch die Erzieherinnen und der spezifischen Förderung durch die jeweiligen Sprachförder-Fachkraft einmal wöchentlich betreut. In Kleingruppen und teilweise auch einzeln werden die Kinder in spielerischer Form und auf ihren Entwicklungsstand abgestimmt gefördert.
Die spezifischen Förderbereiche sind:
Hören und Hörwahrnehmung
Kinder müssen im Alltag permanent eine Vielfalt von Höreindrücken aufnehmen und verarbeiten. Neben der Sprache gibt es im Kindergarten oft einen hohen Geräuschpegel, so dass der akustische Kanal häufig überlastet ist. Erfahrungen von Stille und Ruhe sind deshalb gerade auch für die Hörwahrnehmung von großer Bedeutung. Um Sprache aufnehmen zu können, sollte das bewusste Hinhören z.B. bei Geräuschen und beim Sprechen ( oder Zuhören ) geübt werden. Dadurch wird die auditive Wahrnehmung geschult, die eine wichtige Voraussetzungen für den Spracherwerb ist. Die auditive Wahrnehmung spielt auch bei der phonologischen Bewusstheit eine wesentliche Rolle.
Spielideen:
Geräuschmemory: In leeren Dosen oder alltäglichen Behältern werden jeweils zwei gleiche Gegenstände versteckt. Die Dosen werden geschüttelt und das Kind muss zwei gleiche Dosen finden.
Tickenden Wecker verstecken: Eine tickende Eieruhr oder ein Wecker wird im Raum versteckt und das Kind muss die Uhr durch genaues Hinhören finden.
Alltagsgeräusche wahrnehmen: Die Kinder sollen auf Geräusche im Raum oder draußen horchen und raten, um was es sich dabei handelt.
Flüsterrätsel: Ein Kind verlässt den Raum, der Rest der Gruppe einigt sich auf ein Wort ( am besten mehrsilbig ), das sie durcheinander flüstern, während das Kind den Raum betritt und das Wort raten muss.
Stille Post: Die Kinder sitzen im Kreis. Ein Kind flüstert seinem Nachbarn einen Satz ins Ohr. Dieser wird reihum weitergeflüstert, bis er wieder bei dem Kind ankommt, das den neuen Satz nun laut wiederholt.
Sprache und Bewegung
Beim Spracherwerb spielt auch die Bewegung neben der Wahrnehmung eine wichtige Rolle. Durch Bewegungsangebote und Spiele lernt das Kind, sich körpersprachlich auszudrücken. Es sammelt Erfahrungen in Grob- und Feinmotorik, Mimik und Gestik. Bewegungsangebote werden oft gemeinsam in der Gruppe durchgeführt, so dass die Kinder Vertrauen und Sicherheit entwickeln können, besonders dann, wenn sie sich auf der sprachlichen Ebene noch nicht richtig ausdrücken können ( z.B. gerade auch zweijährige Kinder ). Gemeinsame Aktivitäten erleichtern die Kontaktaufnahme und provozieren sprachliche Äußerungen und Ausrufe.
Spielideen:
Sich wie Tiere bewegen: schnell, langsam, schleichend etc.
Feuer, Erde, Wasser, Luft: Sie trommeln einen Rhythmus auf der Trommel, plötzlich hören Sie auf und rufen z.B. „Feuer“. Daraufhin müssen alle Kinder in die Ecke laufen.
Rhythmus und Musik
Rhythmus und Musik helfen dem Kind, ein Sprachgefühl zu entwickeln. Sie unterstützen die auditive Wahrnehmung, Prosodie, Sprachverständnis, Sprachproduktion und das Erlernen der Grammatik. Durch Musik und Bewegung wird das Kind unbewusst mit Sprache vertraut gemacht. Sprache kann durch Singen und Bewegung erlebt, angebahnt, geübt und bewusst gemacht werden. Lieder und Singen lösen positive Emotionen aus, was wieder motivierend für den Spracherwerb ist. Grundelemente der Musik bzw. der Lieder finden sich auch in der Sprache wieder.
Spielideen:
Lieder und Bewegungslieder
Fingerspiele
Klatschspiele
Reime
Instrumente ( bauen und benutzen )
Wortschatz
Der Wortschatz wird formal in einen aktiven und passiven Wortschatz eingeteilt. Der passive Wortschatz ( Verstehenswortschatz ) umfasst die Wörter und Sätze, die ein Kind versteht, aber noch nicht selbst gebraucht. Der aktive Wortschatz ( Gebrauchswortschatz ) besteht aus den Wörtern, die das Kind konkret verwendet, wenn es sich sprachlich äußert. Der passive Wortschatz ist in der Regel größer als der aktive.
Kinder erlernen in ihrer Sprachentwicklung zunächst Nomen ( Namenwörter ). Später kommen Verben (Tunwörter) und Adjektive ( Wiewörter ) dazu. Je nach Entwicklungsstand des Kindes sollten deshalb zunächst Nomen, später Verben und Adjektive angeboten werden.
Wortschatzförderung kann themenbezogen in den Kindergartenalltag eingebunden werden. Mögliche Themen sind z.B. „Das bin ich“ ( z.B. die eigene Person, Körperteile ), Familie, Wohnung, Essen und Trinken, Jahreszeiten und Zeiten, Freunde und Spiele, Kindergarten, Zahlen und Farben, Tiere.
Am besten werden Wörter erlernt, wenn sie mit möglichst vielen Sinnen erfahren werden, in konkreten Handlungen gebraucht, erlebt und häufig wiederholt werden.
Spielideen:
Kim- Spiele
Bilderbuchbetrachtung ( vgl. auch Literacy )
Fingerspiele
Basteln
Alle Situationen des täglichen Lebens
Phonologische Bewusstheit
Mit der phonologischen Bewusstheit erwerben die Kinder die Fähigkeit, Inhalt und Form von Wörtern und Sprache zu trennen. Der Schwerpunkt verlagert sich auf die formalen Eigenschaften von Sprache. Kinder erkennen Reime, können Wörter in Silben zerlegen und Anfangs- und Endlaute erkennen. Die phonologische Bewusstheit spielt beim Lese- und Schriftspracherwerb eine wichtige Rolle. Reime und Lieder begleiten die Kinder während der gesamten Sprachförderung. Das Erkennen von Anfangs- und Endlauten sollte erst im letzten Kindergartenjahr geübt werden.
Spielideen:
Reime und Klatschspiele
Hören und Hörwahrnehmung
Würzburger Trainingsprogramm ( Küspert )
Literacy
Literacy bedeutet übersetzt „Lese- und Schreibkompetenz“, die jedoch im weiteren Sinn zu verstehen ist. Sie umfasst den Umgang mit und das Interesse an Büchern, am Vorlesen, am selbst Erzählen und am Umgang mit Wörtern und Symbolen. Wenn Kinder im frühen Kindesalter positive Erfahrungen mit Büchern und Vorlesen gesammelt haben, werden sie sich auch später für Bücher und das Lesen interessieren.
Das Interesse an Buchstaben und Formen sollte frühzeitig unterstützt werden, da es den Lese- und Schreibprozess unterstützt. Es soll ein spielerischer Umgang mit Buchstaben entstehen, der nicht mit dem eigentlichen Lesen und Schreiben gleichzusetzen ist.
Auf zwei wichtige Aspekte der Literacy soll nun näher eingegangen werden: die Bilderbuchbetrachtung und das Geschichten-Erzählen.
Bilderbuchbetrachtung
Bilderbuchbetrachtungen regen die Phantasie und die Abstraktionsfähigkeit ( das Denken ) an. Es gibt drei Möglichkeiten, ein Buch zu betrachten: durch Vorlesen, Erzählen oder das Gespräch.
Wenn dem Kind ein Bilderbuch vorgelesen wird, muss es sehr konzentriert zuhören können, um den Inhalt zu verstehen. Wenn Sie vorlesen, ist es wichtig, auf ausreichende Pausen gute Betonung ( z.B. Spannung, Angst, Furcht oder Freude zum Ausdruck bringen ), Variationen in Lautstärke und Tempo zu achten. Dadurch wird das Zuhören spannend und das Kind kann dem Inhalt gut folgen.
Beim Erzählen sollten sie den Text / den Inhalt dem Sprachniveau des Kindes anpassen. Dieses ist eine gute Hilfe für Kinder, die sich noch nicht lange konzentrieren können.
Beim dialogorientierten Betrachten wird das Kind mit in das Erzählen einbezogen. Sie können das Kind durch kurze Impulse zum Erzählen auffordern ( „Oh, guck mal!“ oder „Oh je!“ ).
Aber auch mimisch-gestische Impulse wie z.B Erstaunen regen zum Erzählen an. Offenen Fragen eignen sich auch als Aufforderung zum Erzählen. Das Abfragen des Kindes ( „Was ist das?“ ) sollte vermieden werden.
Geschichten erzählen
Geschichten fordern im Gegensatz zu Bilderbüchern eine Ablösung vom konkreten Zusammenhang. Sie erfordern und fördern die Abstraktionsfähigkeit des Kindes. Sie als Sprecherin sind Vorbild im freien Erzählen. Wenn Sie die Geschichten erzählen oder über Erlebnisse berichten, zeigen Sie den Kindern, wie man Erinnerungen und Gefühle sprachlich ausdrücken kann.
Der Gebrauch von Zeiten, wie Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft wird beim Geschichten Erzählen besonders gefördert.
Die Fähigkeit, Geschichten zu erzählen, braucht Zeit und Raum, um Gedanken in Ruhe zu sortieren und in Sätze zu fassen. Dadurch lernt das Kind auch, innerhalb einer Geschichte einen Handlungsablauf zu erkennen.
Wenn Sie für sehr junge Kinder Geschichten erzählen, ist es sehr wichtig, dass Sie Ihre kleinen Zuhörer gut beobachten. Nur so können Sie feststellen, ob sie Ihnen noch folgen. Lassen Sie sich noch mehr Zeit beim Vorlesen oder Erzählen als bei den Großen, denn die Kinder brauchen diese Zeit, um das Gehörte zu verarbeiten. Erzählen Sie ruhig und mit ausgeprägter Sprechmelodie und erzählen Sie mit Händen und Füßen, so können Sie die Aufmerksamkeit Ihrer kleinen Zuhörer länger fesseln und erleichtern ihnen das Verstehen.